'Life is what happens to you, while you're busy making other plans!'
('Das Leben ist das, was Dir passiert, während Du damit beschäftigt bist, andere Pläne zu machen')

Dieses Zitat von John Lennon gefällt mir sehr gut und es drückt auch einen wichtigen Aspekt meiner psychotherapeutischen Arbeit aus. Es geht mir darum, dass wir gewöhnlich unsere Pläne und Bewertungen für bedeutender einschätzen als die direkte Erfahrung der Gegenwart. Tatsächlich flüchten wir aus der unmittelbaren Erfahrung, vermeiden den Kontakt mit ihr. Aus meiner Sicht sind die Dinge, die wir tun, um die direkte Erfahrung zum Beispiel von Angst, Wut oder Trauer zu vermeiden, problematischer als die Erfahrung selbst. Beispiele für diese Vermeidungsstrategien sind alle Formen von Suchtverhalten, starke Leistungsbezogenheit, unerbitterliche Ansprüche sich selbst gegenüber oder der Hang zur rationalen Analyse, der jede Erfahrung zerpflückt. Daher ist das (heutzutage viel strapazierte) ‚Hier und Jetzt‘ bzw. der Achtsamkeitsansatz (auf englisch ‚Mindfulness‘) weit mehr als ein Weg zu Entspannung und Gelassenheit. Es bringt uns in Kontakt mit uns selbst, auch wenn das unangenehm ist. Wenn wir aber mutig genug werden können, uns selbst zu erfahren und ‚auszuhalten‘, dann können wir auch frei werden. 

Die meisten psychischen Störungen besitzen einen Teil, der eine Angst beschreibt, sowie einen Teil, der die ‚effektive‘ Vermeidung dieser Angst beschreibt. Die Behandlung setzt daher zum Einen auf die Akzeptanz und Begegnung der Angst (früher nannte man es ‚Konfrontation‘), sowie zum Anderen auf die Erweiterung des Verhaltensrepertoires ohne die automatisiert ablaufenden Vermeidungsrituale. Dabei geht es mir sowohl um das Verhalten im Alltag (Partnerschaft, Arbeitsbereich, o.ä.) als auch um das unmittelbare Verhalten innerhalb der Therapiesitzung. Ich sehe das Letztere als ein Abbild für das Verhalten im ‚wirklichen Leben‘. Daher macht es auch Sinn, wenn neue Erfahrungen oder Verhaltensweisen zunächst im geschützten Rahmen gemacht werden, bevor sie auf andere Lebensbereiche übertragen werden können. Ich lege daher Wert auf eine akzeptierende und wohlwollende Grundhaltung, welche die Ressourcen des Patienten fördert, aus den alten Mustern herauszuwachsen. 

Das generelle Ziel einer Psychotherapie ist für mich die Wiederherstellung seelischer Gesundheit, welche -außer der Freiheit von Symptomen- in Zufriedenheit, Bindungsfähigkeit, Leistungsfähigkeit und dem Zugang zum vollständigen Repertoire emotionalen Erlebens besteht.